Unsere Maschinen

Die  Farbe  ROT
(Auch diese Story ist >leider< so passiert)
Die meisten meiner Vereinsmitglieder und viele Bekannte wissen, daß ich einen Forst-Knickschlepper  der Marke LKT besitze. Unrestauriert und mit festsitzendem Motor erworben, durfte ich mich längere (Restaurierungs-) Zeit an einer kaum vorhandenen Elektrik sowie einem „Super“-Allgemeinzustand  erfreuen. Nebenbei hatte ich Gelegenheit, mich in die dunklen Geheimnisse tschechischer Ingenieurkunst einzuarbeiten. Eine große Hilfe war mir dabei mein Freund Hugo B., der sich um den Rostklumpen namens „Zylinderkopf“ kümmerte und mir auch sonst mit Rat und Tat zur Seite stand.
Die weiteren Arbeiten und Überraschungen hier aufzuzählen, würde zu langatmig werden und gehören eigentlich nicht zu dieser Story. Wer sich dennoch dafür interessiert, dem sei die SPO Nr. 6 aus dem Jahr 2005 empfohlen, die einen ausführlicheren Leidens-Bericht enthält. Nun gut ! Nach einiger Zeit war also die technische Seite abgearbeitet, und es standen nun „Komfort“ und „Lackierung“ auf dem Programm. Zum Komfort ist nicht viel zu sagen : Das vorhandene Fahrergestühl Marke „Steißbein-Brecher“ mußte einem gefederten Schleppersitz weichen, und es wurde eine (neue) Heizung montiert, die nicht mehr die Hälfte der Abgase in den Fahrerraum hustete. Trotzdem ist beim Betrieb dieser Maschine eine gewisse Leidensfähigkeit Voraussetzung, und man sollte über einen größeren Vorrat an hämatomlindernden Salben und Wässerlein verfügen. Auf den Einbau einer „Rundfunk-Empfangsanlage“ wurde aus Gründen der Lärmentwicklung innerhalb der „Kabine“ verzichtet.  Bei der Lackierung fiel die Wahl auf ein kräftiges Rot, und so bestellte ich 2,5 Kg eines 2-Komponentenlackes incl. Härter.  Frühere, teils nicht angenehme Erfahrungen mit meiner Nachbarschaft, speziell „Tante Hilde“, deren großes Wohnzimmerfenster nach jeder Lackieraktion mit einem anderen Farbnebel bedeckt war und ich sie jedesmal mühsam davon überzeugen mußte, daß entweder ein südafrikanischer Sandsturm oder der schreckliche Schneesturm der Wüste Gobi mal wieder irgendwelche Farbpartikel mit sich gerissen habe, ließen mich zur Schaumstoff-Rolle statt zur Spritzpistole greifen.
So mischte ich mir eine, wie ich meinte, ausreichende Menge Farbe mit Härter, Farbton RAL 3003 „Rubin-Rot“ an, füllte sie in einen alten Topf und stieg auf die 5-stufige, natürlich GS-geprüfte Haushaltsleiter, um mittels der Schaumstoff-Rolle zunächst das Dach einzufärben. Zugegeben, die Leiter war nicht mehr die Beste, doch für solche Arbeiten sollte sie noch genügen.
Die eine Dachhälfte glänzte schon Rubin-Rot, als ich unter mir eine nicht näher zu deutende Bewegung verspürte. Nach unten blickend erkannte ich, daß die Leiter ihre Stabilität aufgab und in einer leicht schrägen Rotationsachse von ca. 15°  in sich zusammen sank. Somit des festen Standpunktes beraubt, verlor ich nicht nur den Halt, sondern auch den Überblick über die Gesetze der Schwerkraft. Die natürliche Reaktion eines Menschen im freien Fall ist das Bedürfniss, sich irgendwo festzuhalten. So tat auch ich, wobei ich Farbtopf und Schaumstoff-Rolle natürlich loslassen mußte. Nichts desto Trotz hatte mich die Erdanziehungskraft fest im Griff, und es ging abwärts.  Angesichts der geringeren Höhe einer 5-stufigen Leiter dauerte diese Abwärtsbewegung nicht allzu lange, und ich fand mich plötzlich zwischen der ersten Sprosse und dem hinteren Leiterbein liegend auf dem Boden wieder. Natürlich geschah das alles viel schneller, als es erzählt oder beschrieben werden kann !  Mein Kleinhirn registrierte zwar sofort den Aufprall, jedoch meldete einen Sekunden-Bruchteil später das Großhirn : „Achtung ! Farbtopf im Anflug !“ Dadurch doch etwas verunsichert, richtete ich meinen Blick nach oben. Tatsächlich, der Farbtopf befand sich im freien Fall, und der Endpunkt seiner Flugbahn war zweifelsfrei ich ! Blitzschnell sondierte ich alle mir zu Gebote stehenden  Möglichkeiten : 1. Aufstehen und weglaufen ! >Geht nicht, Zeit zu knapp< 2. Mund öffnen und die wertvolle Farbe wenigstens zum Teil auffangen >Auch nicht gut,da gesundheitsschädlich ! < 3. Augen schließen und den Dingen ihren Lauf lassen > Scheiß Idee, aber nicht zu ändern <.  Ehe ich mich aus freien Stücken für Möglichkeit Nummer 3 entscheiden konnte, hatte ich das Gefühl eines zerlaufenden Eies auf meiner Kopfhaut, mein Hemdkragen fühlte sich seltsam samtig an, und zu allem Überfluß tangierte mich mit einem leichten „Klonnng!“ der Farbtopf.         Klasse ! Ganz großes Kino ! Bin echt begeistert !     Was tun !?  Man erinnere sich, daß es sich um einen 2-Komponenten-Lack handelte, dessen hervorragende Eigenschaft die extrem kurze Trocknungszeit sein sollte! Ich sprang also auf (soweit meine Schmerzen und Hämatome dies‘ zuließen), streifte das Hemd ab, mit dem ich erstmal die gröbsten Farbmengen abwischte (Fare well, geliebtes Flanellhemd !), ergriff die Dose mit Universal-Verdünnung und eilte ins Bad. Ein Blick in den Spiegel zeigte mir, daß ich auf jedem Punk-Festival die Nr. 1 gewesen wäre.  Aus Scheuerpulver, Kernseife und Universal-Verdünnung stellte ich in aller Eile ein homogenes Gemisch her, denn ich bemerkte doch schon einen gewissen Trocknungsgrad der Farbe…..  Einreiben von Haar und Bart mit diesem Gemisch, mit möglichst heißem Wasser ausspülen, einreiben, ausspülen, einreiben, ausspülen, und so fort…..                             Nach einiger Zeit ließ die Rotfärbung des ablaufenden Wassers etwas nach, und ich wagte erneut einen Blick in den Spiegel : Na ja, wenn man das Licht herunter dimmte, fiel der rote Schimmer gar nicht mehr sooooo auf !   Dem Brennen und Jucken der Kopfhaut versuchte ich nun mit Waschungen mit normalem Haarshampoo, Typ „Kräuterduft / Bergwiese für strapaziertes und leicht brüchiges Haar“ zu begegnen. Langsam ließ das unangenehme Kopfhaut-Gefühl nach, doch es dauerte noch einige Tage und „Waschungen“, bis sich der rötliche Schimmer verflüchtigt hatte. Aus nachvollziebaren Gründen stellte ich die Lackierarbeiten für diesen Tag ein und widmete mich meinen diversen blauen Flecken. Die Reste der GS-geprüften Haushalts-Leiter hab‘ ich am nächsten Tag zusammen mit dem Farbtopf mit dem LKT plattgefahren und dem Recykling-Kreislauf zugeführt. Der Schlepper hat mittlerweile natürlich seinen Anstrich vermittels einer ähnlichen Leiter bekommen, die jedoch auch schon etwas instabil wirkt. Ich werde sie wohl bald entsorgen….