Der „kleine“ Holder

Der „kleine“ Holder ED 2

Erlebnisbericht einer Restaurierung oder : Warum tut man sich sowas an !?

 

Anläßlich des am 6. Mai 2012 in Breitenau an der bekannten Grillhütte stattfindenden „Einachser-Treffens“ versucht natürlich  jeder Besitzer eines solchen „Schätzchens“, sein Exemplar möglichst ins„ rechte Licht“ zu rücken. Es wird geschraubt, geputzt und poliert was das Zeug hält.Da mehrere Mitglieder unseres Clubs  ebenfalls zum Teil  recht seltene Einachs-Schlepper ihr Eigen nennen, ist auch hier hektische Betriebsamkeit zu beobachten.Diese Fahrzeuge wurden oft nur durch einen Zufall entdeckt, und wir möchten hier einmal berichten, wie eine solche „Bergung“ und Restauration abläuft:Am Anfang ist es nur ein „Gerücht“—Jemand hat einen Kumpel ,der Einen kennt, der………. und so weiter. Vor einigen Jahren hieß es  in der Szene , daß …“irgendwo bei oder in Dierdorf  ein kleiner, wohl  seltener  Trecker“ stehe, einer …“mit nur zwei Rädern, aber mit Anhänger und so……“ „Nun, man kann ja mal hinfahren und sich das Ding angucken“, entschied Eckhard, unser Vorsitzender. Gesagt-getan, und an einem kalten, regnerischen Winterabend machten sich die drei Freunde, Ecki, Hugo und Klaus, auf nach Dierdorf, um den Gerüchten ,ausgerüstet mit mehreren Taschenlampen und (sicherheitshalber) mit Anhänger, auf den Grund zu gehen. Aber, wo suchen ?  Wer weiß irgend etwas ? Gibt’s das Ding überhaupt noch ? Verschiedene ältere Personen wurden befragt, manch‘ ein Passant angesprochen, bis sich endlich ein ein altes Mütterlein erinnerte : „Jooo, ich glaub‘ ,der >Holzbein-Josef< hat emol so wat gehatt, da müsst ihr mal dohinnen, bei……………aber, der is‘doch schoo lang dot…“ Das war der richtige Tipp! Die Nachfahren wurden ausfindig gemacht, und nach einigen Fragen und Erklärungen wurden die drei Freunde in einen –nun ja—„Schuppen“ geführt, dessen Inhalt einer klassischen Müllhalde glich. „Da, unter den Brettern und den alten Reifen, glaub‘ ich, da steht das Ding“ !  Aha ! Die drei betätigten sich als „Müllwerker“, und tatsächlich, unter dem ganzen Sperrmüll blickte ein HOLDER-Einachs- Schlepper  wehmütig aus verblichenen Scheinwerfern in das Licht der Taschenlampen. Erste Diagnose der grüne Lack wäre noch sehr gut, wenn er denn noch vorhanden gewesen wäre—statt dessen leuchtete das ganze Fragment in lieblichem „Rostrot“. Die sogenannten „Räder“ zeigten sich im oberen Bereich noch relativ rund, waren aber dafür unten recht „offenherzig“ und flach und ließen sich nicht auch nur zu der kleinsten Bewegung überreden.“Sind vom langen Steh‘n wohl die Bremsen festgerostet, “so Klaus,“ macht nix, bekommen wir hin !“Der Anhänger war nur noch in Form von wurmzerfressenen, alten Brettern, einer Ansammlung von Winkeleisen und zwei runden „Dingern“, die wohl mal Räder darstellen sollten, vorhanden. Kurze, heftige, aber leise geführte Beratung, derweil der jetzige Eigentümer ungeduldig von einem Bein aufs andere trat, weil ja drin die „Sportschau“ lief, dann der Entschluß : Ja, kaufen wir ! Die Preisverhandlungen waren hart, aber kurz, denn es war kalt und drin, wir erinnern uns, lief ja die „Sportschau“…. Der Besitzer strich zufrieden grinsend das Geld ein, wünschte „noch einen schönen Abend“ und verzog sich in sein gemütlich beheiztes  Zu Hause, während die drei „Bergungsspezialisten“ im trüben Licht der Taschenlampen das Objekt ihrer Begierde auf den mitgebrachten Anhänger wuchteten. Mittlerweile regnete es in Strömen—aber, das gehört zu solch einer Aktion einfach dazu ! Für den Abend hatte man „die Nase voll“, und so wurde erst einige Tage später eine „Bestandsaufnahme“ durchgeführt. Ergebnis : Mehr als ernüchternd ! Nach der Zerlegung stellte sich heraus : Motor fest— Kolbenfresser ! Im Getriebe befand sich eine stinkende, undefinierbare Emulsion, alle, aber auch alle, Lager und Schieberäder waren festgerostet, und  unter der verbeulten Motorhaube hatten wohl mehrere Generationen von Ratten ihr trautes Heim gefunden ! Nachdem den drei Freunden von anderen „Traktoristen“ die Fähigkeit, bis fünf zählen zu  können, glatt abgesprochen worden war, entschied Ecki : „Nun erst recht—den bringen wir wieder auf die Straße !!“ Beschluß einstimmig angenommen, und so ging’s auf Teilejagd. Ecki konnte im „großen, bunten Kaufhaus“  in der Nähe von Frankfurt ein Ersatz-Getriebe ersteigern, und Hugo besorgte aus irgendwelchen dunklen Quellen einen Kolben und neue Ringe dafür. Leider hatten zu der Zeit andere Projekte Vorrang und der HOLDER wurde ( in Teilen ) eingelagert. Doch durch das anstehende Einachser-Treffen wieder erinnert und animiert, war der Trecker dieser Tage wieder aktuell. Alle vorhanden Teile wurden in einer (zum Glück beheizten ) Garage aufgebaut, begutachtet und eine erneute Bestandsanalyse durchgeführt: Es handelt sich um einen HOLDER ED 2 aus dem Jahre 1953 mit einem wassergekühlten Fichtel &Sachs-Motor mit 10 PS Leistung. Appropos : Wassergekühlt ——„Wo is‘ denn überhaupt der Kühler?!“ Hektisches Suchen beginnt—-nicht aufzufinden !  Nächster Schock : Das ersteigerte Getriebe, das aus dem Internet, passt trotz der damaligen Zusicherung des Verkäufers nicht—-stammt aus einem anderen Baujahr und ist absolut nicht zu verwenden! Ratlosigkeit, dann ein mannhaftes : „O.K.—dann bau‘ ich das alte Getriebe eben neu auf !!!“ von Hugo, der den Fall damit zu einem persönlichen Problem zwischen sich und dem Getriebe erklärt und schon mal alle benötigten Lager neu bestellt ! „Ein Motor kann nicht einzylindrig und zweitakternd genug sein“, so Klaus,“Und was früher mal gelaufen ist, das läuft auch heute wieder !“, und nimmt sich somit des Motor’s  an. Ecki wird sich um Bremsen, Räder, Reifen, Elektrik und schließlich um den Lack kümmern, den fast nicht mehr vorhandenen Anhänger wollen die Drei zusammen angeh’n………….doch zuerst muss noch der Kühler ausfindig gemacht werden. Alle die, die mit uns um das Wiederfinden des Kühlers „gezittert“ haben, kann ich beruhigen : Das Teil war beim über fünf Jahre zurückliegenden „Einlagern nach dem sog.  Ludolf’schen Haufenprinzip“ zu den Teilen eines anderen Motors gepackt worden und hatte sich seit der Zeit erfolgreich hinter und unter Zylinderköpfen,  Getriebeteilen und Motorhauben versteckt. Aber,  genau wie Peter Ludolf,  so hat auch Ecki ein fast fotographisches Gedächtnis und konnte sich an den ungefähren  „Lagerort“  erinnern…. Nun aber zum Getriebe :  Viele Schrauber werden schon ahnen,  was nun kommt—die komplette, aber auch wirklich „komplette“  Demontage.  Da gab es keine einzige Schraube,  die nicht „links-herum“  gedreht wurde,  und es kam der Verdacht auf, daß  zur Betriebszeit des Einachsers zumindest die Gegend um ,  und auch Dierdorf selbst,  unter Wasser gestanden haben muß—-alle, aber auch wirklich alle, drehenden Teile, Zahnräder, Wellen, Schaltgabeln und Schiebemuffen waren von einem Rostfraß befallen,  der das gesamte Getriebe eigentlich zu einem Fall für den Hochofen machte…. Aber, Hugo hatte das Teil zu seinem „persönlichen Problem“  erklärt und ging mit einer schon fast erschreckenden Verbissenheit ans Werk. Wellen, Lager und Schiebestücke wurden ausgebaut,  wobei man des öfteren ganz entgegen den Anweisungen des wohlweislich georderten Handbuches vorgehen mußte—Halbwellen und Lager wurden zum Teil  im Getriebe selbst zerlegt, da man nur so an andere auszubauende Komponenten heran kam. Manche Lager mußten sogar mit der „Grießheim-Säge“ (Schweißbrenner) in mehrere Stücke zerlegt werden, damit man die entsprechenden Wellen herausnehmen konnte…..Besondere Schwierigkeiten machten die beiden Achsantriebe und deren Haupt-Zahnräder, die weder durch gutes Zureden, Einpinseln mit Rostlöser,  Cola oder anderen,  geheimnissvollen Flüssigkeiten (deren nähere Zusammensetzung wir gar nicht wissen wollen ! ), Einsatz von Schweissbrennerhitze noch kühn geschwungenem 5-Kilo-Hammer zum Verlassen der Steckachsen zu bewegen waren. Erst der fast unwiderstehliche Druck einer 15-Tonnen-Presse zeigte Erfolg, wobei man aber auch sehr behutsam vorgehen mußte, um die kaum noch erhältlichen Teile nicht zu zerbröseln…. Nach Reinigen und teilweisem Sandstrahlen von Zahnrädern, Schaltgabeln und Hebeln wurden diese begutachtet und als „wieder verwendbar“ deklariert. Wellen und Schiebestücke hatte Hugo auf der Drehbank so lange bearbeitet, bis sie genauso glänzten wie Ecki’s leuchtende Augen beim Auspacken der neuen Lager und Büchsen. Unter den entsprechenden fachlichen Kommentaren („Enäh, die Scheif kömmt hinner dat Laacher, wähs ich genau !!“) wurde das Getriebe nun wieder, versehen mit neuen Lagern, Wellendichtringen und Papierdichtungen, zusammen gebaut. Was sich hier so leicht liest, zog sich in Wahrheit über  viele Abende hin…..Ein besonderes „Highlight“ stellte der Zusammenbau und das Ausdistanzieren des Differentials dar. Da zum genauen Anpassen der Distanzscheiben das Teil mehrfach zusammen- und wieder auseinandergebaut  werden mußte,  war es besser, Hugo während dieser Arbeit nicht anzusprechen—–in seinem Gesicht war deutlich der Wunsch zu lesen, sich mit dem Konstrukteur dieses Teiles einmal unter vier Augen unterhalten zu können…………….Trotz allen diesen widrigen Umständen wuchs das Getriebe langsam zusammen—-und wurde dadurch auch zwangsläufig immer schwerer. Konnte man das leere Gehäuse vorher noch einigermaßen bequem „händeln“, waren jetzt schon drei, durch Bratkartoffeln und Fohr-Pils gestärkte, Traktoristen nötig, um das Getriebe von A nach B zu bewegen. Immerhin wiegt das fertig zusammengebaute Teil rund 290 Kg, ohne Bremstrommeln und Anbauteile. An dieser Stelle sei auch der Ehefrau von Hugo ein großer Dank ausgesprochen, die nicht nur die Ein- haltung der Arbeitspausen überwachte, sondern auch für das leibliche Wohl der Restauratoren sorgte und auch mit konstruktiver Kritik nicht hinter dem Berg hielt („muß man sich sowas antun ?“ ). Jedenfalls steht das Getriebe nun wieder fast „wie neu“ auf seiner Euro-Palette und wartet auf den Anbau der Bremsen, der anderen Anbauteile und, vor Allem, des Motors. Die Bremsen hat Ecki noch „in der Mache“, die Backen müssen neu belegt, die Trommeln evtl. ausgedreht werden, und die gesamte Mechanik, System „Hau-Ruck“, muß von Staub und Schmutz der Jahrzehnte befreit werden. Dies‘  ist ein recht schmutziger Job, und mitunter erhärtet sich der Verdacht, daß Ecki ein neues Deodorant (Marke „Kaltreiniger“) entdeckt hat. Da sich die grundlegenden Probleme des Antriebs nun einigermaßen relativiert hatten, konnte mansich der Antriebsquelle, nämlich dem Motor widmen. Hier waren, wie schon berichtet, ein „gefressener“ Kolben, eine ausgeschlagene Pleuelaugen-Büchse und nicht mehr erhältliche Pleuellagerschalen das gravierende Problem. Da der Einwand von Klaus, daß  „…die Reifen ja nur unten platt sind,  aber oben noch Luft haben…“ mit dem Hinweis, „…mal etwas Anderes zu rauchen…“  übergangen wurde, war es nötig, neue AS-Reifen der Größe 7,50 x 18 Zoll zu ordern . Schweren Herzens mußte dafür eine größere, dreistellige Summe über den Ladentisch geschoben werden . Das Aufziehen auf die gereinigten und grundierten Felgen besorgten Hugo und Ecki natürlich selbst . Anschließend wurden die Pneus mit guter westerwälder Luft befüllt . Das Auswuchten konnte entfallen, da sich der  Einachser rein bauartbedingt nicht zur Autobahn-Raserei eignet. Ohne Motor ist jedes „ Fahrzeug “ nur ein                 „ Stehzeug “, und so warfen sich die drei Helden unseres Abenteuers geschlossen auf den kleinen SACHS – Diesel . Die Pleuelaugenbüchse , die einen „ Zweimeter – Wurfsitz „ aufwies , wurde herausgedrückt ,  durch eine eigens angefertigte Bronzebüchse ersetzt und auf Kolbenbolzenmaß ausgerieben . Die entsprechenden Ölbohrungen wurden natürlich vorher angebracht und entgratet . Da originale Pleuellagerschalen kaum noch aufzutreiben , und wenn doch , „schweineteuer“ sind , versuchte man , die alten , ausgelaufenen Schalen mit Weißmetall auszugießen und auf das entsprechende Innenmaß auszudrehen . Die beim Schmelzen und Gießen entstehenden Dämpfe und Rauchwolken ließen den Vergleich mit einer Alchemistenküche des 15ten Jahrhunderts zu.  Jedoch bestand zu keiner Zeit eine Gefährdung der Bevölkerung. Trotz mittelalterlicher Beschwörungsformeln  scheiterte das Gießvorhaben aber an der erforderlichen , hauchdünnen Weißmetallschicht , die sich beim Drehen immer wieder von dem Trägermetall löste . Auch war keiner der umliegend wohnenden Nachbarn mehr gewillt , den aus Weißmetall bestehenden Vergaser seines Autos zum Einschmelzen zu spenden , als die eigenen Vorräte zur Neige gingen. So orderte dann Ecki nach Befragen der ( Finanz-) Glaskugel die wohl  letzten , auf diesem Kontinent erhältlichen  Original-Lagerschalen , die nach Überweisen einer zu Tränen rührenden Summe alsbald eintrafen . Das Auspacken geschah ebenso ehrfürchtig wie das Öffnen eines ägyptischen Pharaonengrabes , und der Einbau erfolgte unter den üblichen Zeremonien und fachlichen Kommentaren ( „ Suufill Gääld fö suu bissje billich Ääisse….“ ) . Beim Kolben hatte man die Wahl zwischen  Modell „ geht noch „ und „ fast gut „ . Die Entscheidung fiel auf „fast gut“, obwohl hier Ringnuten auf die neuen Kolbenringe angepasst werden mußten , die Hugo aus geheimnissvollen Quellen besorgt hatte .  Der Einbau von Pleuel und Kolben erfolgte unter Einsatz von viel Öl, Kraftausdrücken, Schraubenziehern und abgebrochenen Fingernägeln . Dem geneigten Leser wird auf Anfrage eine Liste von „Fäkalausdrücken“ und anderen verbalen Entgleisungen gegen einen frankierten Rückumschlag zu gesandt. Die originale Einspritzdüse  litt an erheblicher Inkontinenz, was Ecki zum Kauf einer nagelneuen veranlasste: „Wenn dat Dinge hernoo ned anspringt,ärjern mir oos fräggt!“ Einbauen,  einstellen und Abdrücken waren eine Sache von ein paar Stunden. Inzwischen hatte Klaus die Kupplungsscheibe neu belegt und den Kupplungsautomat entsprechend neu justiert . Hugo hatte schon die Getriebeeingangswelle gefettet und den Ausrückmechanismus montiert, sodaß einem Anbau des Motors nichts mehr entgegen stand. Diese Aktion ging abgesehen von Äußerungen wie „…aaahhh, mäine Finger…“ relativ unspektakulär über die Bühne . Ein kurzer „Trockentest“ der Kupplung ergab, daß auch hier professionell gearbeitet worden war. Zu guter Letzt wurden an jenem denkwürdigen Abend die noch unlackierten Räder „nur mal so“ mit je zwei Radmuttern montiert , um einmal einen Eindruck zu gewinnen, wie das „ Ding mal so aussieht“….(Daß bei dieser Aktion durch die Dusseligkeit eines der Restaurateure die vordere Riemenscheibe in Mitleidenschaft gezogen wurde, soll hier verschwiegen werden !) Bei der nachfolgend redlich verdienten Hopfenkaltschale wurde dann noch erörtert , ob ein Auspuff „nach oben“ oder doch besser „nach unten“ Sinn macht , und ob es nicht besser wäre , eine Zylinderkopfdichtung -für allerdings horrende Summen- zu bestellen , anstatt sie aus Kupferblech selbst herzustellen. Es ist Mitte März, und so langsam sollte sich das „Projekt Holder“  der Vollendung nähern, damit der kleine Einachs-Schlepper  am 6. Mai auf dem Einachser-Treffen in Breitenau in frischem Lack präsentiert werden kann. Der aufmerksame Leser wird sich erinnern : Der Motor ist angebaut, die Kupplung funktioniert (hoffentlich!), die Räder wurden „ nur mal so “ angeschraubt, und man konnte sich nun den wirklich wichtigen Dingen wie „ Farbgebung , Auspuffbau und Beschriftungen“ zuwenden… Daß die Lenkdeichsel von Form und Geometrie her aussah, als wäre die gesamte britische Rheinarmee darüber gerollt, die Zylinderkopfdichtung noch als jungfräuliches Stück Kupferblech in der Restekiste lag, und weder Bowdenzüge,  Aussenhüllen hierfür, noch wichtige Schlauchleitungen, Verschraubungen und andere  Kleinteile vorhanden waren, stellte sich erst im Laufe der weiteren Komplettierung heraus. Also nahm sich Klaus der Lenkdeichsel sowie der Konstruktion der Kopfdichtung an, Hugo stellte die vielen notwendigen Halterungen, Führungen, Gelenke und weitere, gefühlte hundert, kleine Blechteile her, und Ecki wurde beauftragt, auf einem,  in der Nähe von Darmstadt stattfindenden, Teilemarkt Schläuche,  Züge und weitere Komponenten einzukaufen. Die Deichsel wurde an den verbogenen und schon mehrfach geschweißten ( besser : gebratenen ) Stellen aufgeschnitten, gerichtet und mit neuen Rohrstücken wieder ordentlich zusammengeschweißt. Beim Auflegen des Kupferblechs zum Anzeichnen der Konturen stellte sich heraus, daß man den Zylinderkopf nach Verschließen der Wasserkanäle und der Vorkammer auch als Salatschüssel verwenden könnte—–er muß sich früher einmal auf Grund extremer Überhitzung ordentlich verzogen haben. Also, ab damit auf die Drehbank, und erstmal wieder eine „ plane Fläche“ schaffen ! Die Zylinderkopfdichtung wurde darauf aus 1 mm Kupferblech geschnitzt, mit den erforderlichen Bohrungen versehen und mit Unterstützung der Firma „Linde“ (Gas und Sauerstoff) ausgeglüht. In der Zwischenzeit hatte Hugo ca. einen halben Quadratmeter Stahlblech zu den entsprechenden Kleinteilen verarbeitet und angeschweißt, geschraubt und genietet, Wellen, Haltebolzen und Führungen gedreht, Gelenke gängig gemacht und viele kleine, aber notwendige Dinge zum Einbau vorbereitet. Ecki brachte, getreu der erhaltenen Weisung : „ Bräng jjo kähne Schiss mit“, viele wichtige Neuteile, aber auch einige neue Ideen (und Foto’s ) vom Teilemarkt mit : „Die Lichtmaschinn lohse mer fodt, mer fahrn jo net im Donngele“….  Entsprechend der mitgebrachten Fotos wurden die noch vorhandenen Reste der Handbremsbetätigung wieder zum Leben erweckt und die fehlenden Komponenten nachgefertigt und ersetzt. Die Führung der Handbremsseile innerhalb der Bremsbetätigung führte zu einigen kontroversen Diskussionen und ähnelt in der letztendlich gewählten ( und einzig möglichen ) Form einem „doppelten Palstek“ oder einem „Eineinhalb Rundtörn mit zwei halben Schlägen“—-die Seefahrer unter den Lesern werden verstehn, was ich meine. Mittlerweile wurde auch die zerbröselte Keilriemenscheibe ( man erinnert sich : Dusseligkeit ! ) wieder—hm— „repariert“ , und während Ecki das „flüssige Gold“ (Getriebeöl) mit glänzenden Augen und unter murmeln von seltsamen Beschwörungsformeln aus dem Mittelalter einfüllte (böse Zungen behaupten gar, sie hätten in dem Moment eine schwarze Katze auf seiner Schulter gesehen…!), widmeten sich Hugo und Klaus dem Bau eines „Auspuffs  nach Oben“. Nach den verwendeten Blechen zu urteilen, dürfte der Klang etwa zwischen „Gießkanne“ und  kräftigem „Dinosaurier-Puups“  anzusiedeln sein. Zumindest waren sich die Drei einig, daß durch den hochgelegten Auspuff und die sog. „Verlustschmierung“ des Zweitakt-Motor’s während des Betrieb’s die evtl. vorbeigehenden Passanten eine kostenlose „Sonnenschutz-Ölung“ der ganz besonderen Art genießen dürfen—sogar mit „Bräunungsfaktor“! Den Kühler hatte Hugo inzwischen wieder dichtgelötet, als sich nach Sandstrahlen des Dieselfilter- Unterteils herausstellte, daß man dieses ohne Weiteres als Teesieb verwenden könnte. Also mußte Hugo nochmal ran ! Bevor nun weitere Teile angebaut werden können, wird der Rumpf ( Motor- / Getriebeeinheit ) von Ecki grundiert und in dem Original-Grünton lackiert. Bei dieser Gelegenheit erhalten die Felgen auch ihre spezielle rote Farbe, und auch der „neue“ Auspuff wird schwarz eingefärbt. Auch die Motorhaube und die vielen Kleinteile stehen noch zur Lackierung an. Mit Riesenschritten nähert sich der 6. Mai, der Termin zur ersten öffentlichen Präsentation des kleinen Einachs-Schleppers. Kein Wunder also, wenn unsere drei Freunde etwas „nervös“ werden. Viele Handgriffe sind noch zu erledigen, zig  Kleinteile anzubauen—-und : Ein Testlauf steht auch noch aus !! Hugo hatte inzwischen den Rumpf zur Lackierung vorbereitet, alle Kleinteile grundiert und sämtliche Dichtflächen abgeklebt. Die verbeulte Motorhaube hatte ein neues Gitter erhalten, war ausgebeult, gespachtelt, geschliffen und grundiert worden und wartete ebenso wie die anderen Teile auf den frischen, grünen Lack. Jetzt schlug Ecki’s große Stunde !  Nachdem die Felgen ihr spezielles „Rot“ erhalten hatten, wurde der Termin zur „Färbung“ auf Samstag morgen festgesetzt. In Hugo’s heiligen Hallen war  mittels Kunststoffplanen eine provisorische Lackierkabine eingerichtet worden, da Ecki  einer Lackierung „im Freien“ abgeneigt war :         „ Wenn do en Vuul droffscheißt,dat kräimer nimmie  runner ! Dat brännt sich do enn !“ Pünktlich um 9:00 Uhr begann der schon etwas asthmatische Kompressor mit dem Verdichten der Morgenluft, Farbe, Verdünnung und Härter wurden gemäß Gefühl gemischt („nach e bissje !“),und los ging’s. Ein sattgrüner Farbnebel umspielte den Holder-Rumpf (und Ecki!), der Duft von Verdünnung zog durch die Werkstatt und vermischte sich im ersten Stock mit dem Geruch von frischgebackenem Kuchen……..……sehr zum Missfallen der Hausherrin. Nach etwa einer Stunde hatten der Kompressor und Ecki „die Nase voll“, der erstere schaltete wegen Überhitzung ab—–und Ecki sehnte sich nach einer chemischen Reinigung und einem erfrischenden Getränk, da seine Stimmbänder, Zunge und Nasenflügel  durch einen merkwürdigen, grünlichen Belag zusammen klebten. Nachdem sich die Farbnebel  verzogen und auf den draußen parkenden Auto’s niedergelassen hatten, stand fest : Ecki hatte „ganze Arbeit“ geleistet ! Der Rumpf und die Kleinteile strahlten in einem gartenzaunähnlichen Grün, und die Haube hatten einen „superglatten“ Lacküberzug—–ich würde gern sagen : „Spiegelglatt“—-aber, das wäre nicht korrekt…….ein Spiegel würde vor Neid zerspringen, würde er dieses „Glatt“ sehen können ! Da Zweikomponentenlack bekanntlich schnell trocknet, konnte der kleine Schlepper nach Anbau der Räder  tags darauf  aus der „Lackierhalle“ in die „Endmontage“ geschoben werden. Die Motorhaube brachte Ecki zur Beschriftung und Anbringen der Schilder zu Klaus, der sich mit Pinsel, Farbe „Sonnengelb“ und einer Flasche „Rheinhessen lieblich“ davor setzte und mit ruhiger Hand die gelbe Schrift aufbrachte. Das Aufnieten der Firmenschilder wurde mit äußerster Konzentration vorgenommen und kam einem Ritual gleich. Nun werden in der kommenden Woche die noch fehlenden Teile angebaut, Leitungen, Schläuche und Bowdenzüge montiert und Bremsen und Schaltung eingestellt. Die Deichselgriffe will Hugo aus würtembergischem Hartholz, geschlagen bei Vollmond  von würtembergischen Forstarbeitern in würtembergischen Wäldern, freihand drechseln—-das läßt er sich nicht nehmen ! (Wir erinnern uns : Der Holder wurde in Metzingen in Baden-Würtemberg gebaut !) Ob das Projekt „Sitzkarren“ noch verwirklicht werden kann, ist ungewiss. Zumindest soll der Versuch gestartet werden. A Propos‘ : Starten ! Noch weiß ja niemand, ob sich der Motor nach so langer Zeit zur Arbeitsaufnahme überreden läßt——das ist nochmal eine Herausforderung für die drei Schrauber. Auch sind noch kleine Änderungen am Auspuff notwendig, und alle Anschlüsse auf Inkontinenz zu überprüfen. Es ist Ende April, und am nächsten Wochenende wollen unsere drei „Helden“ den kleinen Einachs-Schlepper in Breitenau präsentieren. Die Zeit drängt ! Mittlerweile hat Ecki alle Bowdenzüge verlegt und angeklemmt, Klaus hat den Auspuff nochmal „umgeschweißt“, und Hugo hat die Deichselgriffe ( die aus würtemberger Holz ! ) fertig. Das Projekt „Sitzkarren“ wurde einstimmig auf später vertagt, da noch geeignete Achsen und Räder fehlen. Ganz ohne „Anhängsel“ wollten die Drei den Holder aber nicht der Öffentlichkeit vorstellen, deshalb wurde der ehemals miterworbene Pflug aus den versteckten Winkeln der Lagerhalle hervorgezerrt, entrostet und farblich dem Einachser angepasst. Das mechanische Anpassen erwies sich als ungleich schwieriger, da der Vorbesitzer, also „Holzbein-Josef“, die Geometrie des Pfluges gewaltsam verändert hatte….. Aber auch das bekamen die Restaurateure in den Griff, und so blieb eigentlich nur noch der sog. „Testlauf“ zu absolvieren……..Eigentlich ! Am Samstag nachmittag wurden die letzten „Feinheiten“ erledigt, Diesel und Schmieröl eingefüllt, alle Leitungen entlüftet und der Kühler mit Wasser befüllt—–Schei……,undicht ! Irgendwo im oberen Kühlerbereich sprudelte es wie eine kleine Quelle aus dem Kühlernetz. „Dat iss ense mol egal,dat Dinge muß ense emol lohfe“, sprach Ecki und riss erwartungsfroh an der Kurbel——–nix ! Erneutes Drehen——-wieder nix ! „Mist !“ Nochmal entlüften—-aha, Sprit ist da. Wieder kurbeln——wieder nix ! Überprüfung aller relevanten Teile und Einstellungen—–wieder kurbeln——–erst recht nix….Frust macht sich breit : „Dorf dach net wohr säin…..Dä ganse Offwand fö de Katz ? Mir blamiere ohs in Breeere…..“ Aber, trotz aller Bemühungen ist der Motor nicht zum Leben zu erwecken. Einstimmiger Beschluß : Für heute langt’s, Schnauze voll ! Sonntag,der 29. Apr. 2012. Echte,verbissene Schrauber geben so schnell nicht auf, und sotreffen sich die Drei, fast wie verabredet, um ca. 18:00 Uhr in Hugo’s Werkstatt,wo der Holder noch immer vor sich hin trotzt. Ecki bringt eine neue Dose „Zündfix“ mit, Hugo spendiert ‘ne Büchse „Startpilot“ und Klaus reißt nochmal die Einspritzpumpe auseinander. Nochmal reinigen, nochmal neu einstellen, und……….ah ! Da offenbart sich der Fehler : Die Steuerkante des Pumpenstößels hat eine kleine „Anfasung“,die verhindert, daß der Motor zuviel Sprit bekommt und „überdreht“ ! Der neue Gaszug war einige wenige Millimeter zu kurz,sodaß beim Gasgeben diese kleine Anfasung schon zur Wirkung kam und die Pumpenförderung praktisch „Null“ war ! „Kunnt jo net giehn !“ Also, Pumpe wieder einbauen,Leitung entlüften, neues „Zündfix“ rein und mit Schwung an der Kurbel reißen…….Da ! Ein einsames Rauchwölkchen kräuselt aus dem Auspuff ! Noch ein „Zündfix“, Startfüllungsknopf ziehen, wieder mit Schwung kurbeln——-erste schüchterne—nun ja,“Zündungen“–, noch mehr Rauch, ein paar Geräusche,  etwa wie das Öffnen einer Flasche „Flens“ in einer Kloschüssel, und dann……..„Hurra, er läuft !!!“  Breites Grinsen auf allen Gesichtern ! Ecki schießt Fotoserien : „Dat is‘ en hisdorische Momänd ! Ömm genau zään no siwwe isse gelohfe !“ Klaus nimmt letzte Einstellungen an derRegelung vor, Hugo räumt das Werkzeug beiseite und bringt stattdessen die redlich verdiente „Hopfenkaltschale“ mit, und während die drei „Helden“ sich zuprosten und die Abgase inhalieren,tuckert der SACHS-Diesel vor sich hin, als wäre er eben erst aus dem Werk gekommen. Sicher,es ist noch Verschiedenes zu tun : Kühler dicht löten, Schaltung leichtgängiger machen und den Anhänger restaurieren—-aber, im Grunde hat Ecki Recht behalten, als er damals sagte : „Den bringen wir wieder auf die Straße !“

Drei Traktorfreunde